Montag, 15. Oktober 2012

Kachelmann

Wenn Staatsanwälte etwas durchstechen

"Der frühere Innenminister Gerhart Baum und der ehemalige Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichtes Winfried Hassemer konnten zum konkreten Fall auch nicht viel beitragen. Sie erklärten aber immerhin, dass Kachelmann Unrecht geschehen sei, nicht zuletzt dadurch, dass die Staatsanwaltschaft offenbar ausgerechnet in der Phase, in der sich Kachelmann am wenigsten wehren konnte, Akten an die Presse reichte. "Dass Medien und eine schwache Staatsanwaltschaft auf diese Weise auf Kosten des Betroffenen kooperieren, kann nicht sein", sagte Hassemer. Gegen ein solches "Durchstechen" müsse entschiedener vorgegangen werden, forderten Baum und Hassemer."

Schreibt "Spiegel online" heute über eine Sendung mit Günther Jauch. Im Studio zu Gast waren der ehemalige TV-Wetterfrosch Jörg Kachelmann und seine Frau. Zunder bekam der Wetterfrosch von "Bild"-Mann Tiedje, dass Kachelmann so viele Frauen belogen habe, sei schlimm. Darum ging es in der Sendung aber eigentlich gar nicht, sondern um eine von einer Staatsanwaltschaft forcierte Vorverurteilung in den Medien. Da kannte sich Tiedje aus, es sei eben so, dass Staatsanwälte gern etwas so lange durchstechen, bis die ersten Berichte veröffentlicht werden. Gerhart Baum fielen in diesem Zusammenhang Christian Wulff und die Staatsanwaltschaft Hannover ein. Was da geschehe, sei skandalös und müsse per Staatshaftung verhindert werden. Recht hat der Mann.

Mit dem Auftreten von Jörg Kachelmann bei Jauch möchte ich mich nicht ausführlich beschäftigen,      ich fand seine Äußerungen über das angebliche Vergewaltigungsopfer nur beschämend. Dieser Wetterfrosch scheint gar nicht begriffen zu haben, dass es sich bei dieser Frau letzten Endes auch nur um ein Opfer einer unappetitlichen Geschichte handelt, die immer und immer wieder fortgeschrieben wird. Von beiden Seiten.

Wie man sich fühlt, wenn man aus den Medien erfährt, was eine Staatsanwaltschaft wie die aus Hannover angeblich in einem Ermittlungsverfahren herausgefunden hat, weiß ich aus Erfahrung. Dagegen protestierte auch meine Anwältin vergeblich. Dass der Staatsanwaltschaft von Hannover schließlich nur noch der Klageweg ohne Beweismittel blieb, um ihr illegales Gesicht zu wahren, war nur der logische Höhepunkt eines gläsernen Ermittlungsverfahrens, das mich drei Jobs kostete. Das Durchstechen von Informationen hat Methode. Da stimme ich Tiedje zu. Auch so mancher Staatsanwalt liest lieber seinen Namen in einer Zeitung als die Gesetze...

Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages hat sich meines Falles, der am 3. November 2003 begann, wieder angenommen. Vielleicht nimmt er sich auch des Durchstech-Themas an...

Offene mail an den ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum


1 Kommentar:

  1. und das justizministerium als aufsichtsorgan schaut tatenlos zu?

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