Montag, 15. November 2010

Attentat auf amerikanischen Präsidenten

12. November 2010
Vor dem Gesetz sind alle ungleich

Nach der Wohnungsdurchsuchung werden Burgdorfer Redakteure putzmunter, die Beilage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung/Neue Presse schießt sich auf den CDU-Ratsherrn Paul Rohde ein, Rohde wirft mit Dreck. Im Januar 2004 wird er von einem Anzeiger-Redakteur nach der mail gefragt, die er am 6. November 2003 an einige "Interessierte" verschickt hat. Seine Antwort laut Anzeiger vom 16. Januar 2004: "Das ist belangloser Kram. Ich habe die mail ganz wenigen geschickt, unter anderem an meine Tochter."

Diese Tochter ist in Burgdorf jedoch nicht irgendwer, sondern Geschäftsführerin der Wochenzeitung Neue Woche. Außerdem kann man mails weiterleiten, wie groß der Empfängerkreis ist, kann schon nach wenigen Tagen niemand mehr sagen.

Die Geschichte ins Rollen gebracht hat ein Mann aus Witten, der den gleichen Nachnamen trägt wie der Ex-Mann einer Ex-Freundin von mir. Er schickte am 8. Mai 2003 eine mail an das Landeskriminalamt in Düsseldorf und behauptete, er habe bei der Suche nach "Attentat auf amerikanischen Präsidenten" eine Internet-Seite von mir gefunden, auf der sich eine Datei befinde, die man sich einmal anschauen solle.

Diese Seite war auch nach der Wohnungsdurchsuchung noch im Netz. Warum war sie nicht gelöscht worden? Außerdem hatte sie eine komplizierte AOL-Adresse, die laut AOL-Auskunft per Suchmaschine nicht zu finden war. Für Rohde allerdings war diese Adresse nicht zu kompliziert. Er hatte sie in seiner mail vom 6. November 2003 angegeben und hinzugefügt: "Bei der Vergrößerung erscheint ein pornografisches Bild mit einem Mädchen."

Woher hatte Rohde die Internet-Adresse? Die war nur dem Landeskriminalamt in Düsseldorf, dem Mann aus Witten, der Staatsanwaltschaft Hannover, der Kripo aus Garbsen und dem Amtsgericht Burgdorf, das den Durchsuchungsbefehl ausgestellt hatte, bekannt.

Mit einem Bekannten suchte ich nach der Beschlagnahme meiner Computer fieberhaft nach der Seite, die Suche gestaltete sich schwierig, weil ich schon seit Monaten kein AOL-Kunde mehr war. Schließlich fanden wir ein Foto, das nicht größer war als ein Daumennagel. Ich rief AOL an und bat um Löschung. Die nahm Tage in Anspruch, weil sich das Foto auf einem amerikanischen Server befand.

Bei der Suche nach der Datei hatten wir auch "Attentat auf amerikanischen Präsidenten" eingegeben. google nannte uns mehrere 100 000 Einträge. Da stand für mich fest: So hatte der Mann aus Witten die Seite niemals gefunden.

Die Staatsanwaltschaft Hannover jedoch blieb untätig, sie reagierte auch nicht auf ein Schreiben meiner Anwältin vom 8. Mai 2003, in der sie wieder um Akteneinsicht bat und sich darüber beschwerte, dass sich die Staatsanwaltschaft Hannover mit ihrer Pressearbeit "unverantwortlich" verhalte. Meine Anwältin wusste nichts, Redakteure erfuhren ein wenig mehr.

Wieder rief ich AOL an und führte ein langes Gespräch mit einem Experten. Der erklärte mir, dass es 2003 noch zwei Möglichkeiten gegeben habe, Internetseiten ins Netz zu stellen. Die waren: Seiten, die für alle zugänglich sind, und Seiten, die privater Natur sind und nicht allen zugänglich. Wolle man auf solche privaten Seiten aufmerksam machen, müsse man schon den Link verschicken.

Meine Internet-Seiten jedoch waren jedem zugänglich, ich hatte sie bei AOL eingerichtet, um für meine Bücher und für unsere Kinderfeste zu werben. Die Adresse jedoch, die in Rohdes mail stand, war nicht öffentlich zugänglich. Hatte etwa jemand eine meiner öffentlichen Seiten kopiert, mit einer weiteren Datei versehen und dann als private Seite ins Netz gestellt?

Das sei durchaus möglich, sagte der AOL-Mitarbeiter. Wer das allerdings getan habe, sei nicht mehr herauszufinden.

Da hatten wir sie nun also: Einen Mann aus Witten, der eine Seite auf eine unmögliche Weise findet, Ermittler, denen das gar nicht auffällt und einen CDU-Ratsherrn, der per mail eine öffentlich nicht zugängliche Internet-Adresse verschickt und auf ein pornografisches Foto aufmerksam macht, für das laut Anzeiger vom 16. Januar 2004 gegolten hat: "Nach Recherchen des Anzeigers war die Datei auf der damals noch zugänglichen Homepage nur zu öffnen, wenn sie vorher aus dem Internet heruntergeladen worden war."

Merke: Im Internet ist die Datei so groß wie ein Daumennagel,  niemand kann sie erkennen. Woher hat Rohde also gewusst, was auf dem Foto zu sehen ist? Schlussfolgerung des Anzeigers: "Sollte Rohde nachgewiesen werden, dass er die Datei auch als Anhang seiner mail an einen größeren Personenkreis verschickte, könnte dies sogar mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis fünf Jahren bestraft werden."

Die Staatsanwaltschaft Hannover jedoch stellte das Ermittlungsverfahren gegen Rohde blitzschnell wieder ein. Darauf reagierte der CDU-Ratsherr im Juni 2004 in seinem Monatsmagazin "Burgdorfer Umschau" mit einem Rundumschlag gegen den "heutigen Sozialhilfeempfänger Heinz-Peter Tjaden" und gegen den Anzeiger. Mich dagegen ließ man weiter schmoren, meine Anwältin wartete immer noch auf die Akte.

Seinerzeit wohnte ich bereits wieder in Wilhelmshaven, hatte meine Lebensversicherung aufgelöst, um nicht auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, und befand mich als Redakteur in der Gründungsphase einer Wochenzeitung. Ich war also kein "heutiger Sozialhilfeempfänger".

Aber: Wenn Paul Rohde jemanden verleumdet, dann macht er das gründlich...

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