Sonntag, 11. Oktober 2020

Nirgendwo Robert Redford

Staatsanwälte spenden nicht

So kann es einem ergehen, der "Staatsanwälte küsst man nicht" zu seinen Lieblingsfilmen zählt, doch 2003, 2004, 2005 und 2006 bekam er es nicht mit Robert Redford als Staatsanwalt, Debra Winger als Anwältin und Daryl Hannah als Performancekünstlerin zu tun, sondern mit der Staatsanwaltschaft Hannover. Die war bereits bekannt für eine schlechte Performance, die 1986 sicherlich nicht verfilmt worden wäre. 

Von komisch-romantisch konnte ergo keine Rede sein, sondern eher von unfähig-verlogen: Die Geschichte begann am 3. November 2003 durchaus Hollywood-reif. Um 7 Uhr morgens standen zwei Kripo-Beamte vor seinem Bett. Obwohl schon im Frühjahr 2004 feststand, dass der Staatsanwaltschaft Hannover nicht einmal ein kleiner Fisch ins Netz gegangen war, ließ man ihn weiter zappeln, man reagierte auf keine einzige Wortmeldung, ließ jede Frage unbeantwortet, es sei denn, die Presse rief an. Bis er Ende 2005 mit einem Anwalt über die Sache sprach, dem die Geschichte nicht geheuer vorkam, was diesen Anwalt zu einer Bitte um Akteneinsicht veranlasste. Die hätte sicherlich auch Debra Winter geäußert und Robert Redford hellhörig gemacht. Die Performance wäre also noch zu retten gewesen, man hätte sich bei ihm entschuldigen und den Schaden wieder gut machen können (Schadenersatz für die Lebensversicherung,  die er 2004 vorzeitig und somit mit Verlust aufgelöst hat und Schmerzensgeld für die Folgen der falschen Beschuldigung).

Doch, was bereits schlecht war, wollte die Staatsanwaltschaft Hannover unbedingt noch schlechter machen. Bevor sein Anwalt Akteneinsicht bekam, wurde er angeklagt-ohne ein einziges Beweismittel. Ergebnis: Freispruch aus tatsächlichen Gründen. Den die Staatsanwaltschaft Hannover nicht akzeptierte. Sie trickste sich mit der Behauptung, ihn mit absoluter Sicherheit doch noch überführen zu können,  zum Landgericht Hildesheim, und gab sich dort nicht die geringste Mühe, diese Behauptung zu untermauern. Nicht nur das erboste den Richter.

Danach gab sich die Staatsanwaltschaft Hannover eine Weile zerknirscht, versprach ihm Wiedergutmachung-aber auch das war nur unfähig-verlogen. Nun will er nach Funchal umziehen und stellt sich vor, wie komfortabel dieser Umzug wäre, wenn er seine Lebensversicherung noch hätte. Die ließe er sich vor dem Abflug auszahlen. Nun könnte die Staatsanwaltschaft mit Spenden - für die sie keine Spendenbescheinigung bekäme - einiges wieder gut machen. Doch dann hieße der Film wohl "Staatsanwälte spenden nicht" und würde weiter auf "Wenn Zeitungsenten abheben-Ein Medien- und Justizskandal" fußen...





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen